Balancing the highs and the lows

Erfolg ist relativ. Er ist maßgeblich von meinen Erwartungen abhängig. Diese wiederum sind geprägt von Trainingsergebnissen und mentalen Aspekten. Bist du Träumer oder Realist?

Ein Buch, welches mich in meiner sportlichen Entwicklung nachhaltig geprägt hat, ist Alex Hutchinson’s Endure. Er spricht bereits im Titel von den elastischen Grenzen der physiologischen Ausdauerleistung. Und obgleich ich Karriereberatern absprechen möchte, dass sämtliche Herausforderungen im Kopf zu meistern sind, so hat sich seine These in meinem Fall häufig bewahrheitet: Die Auswirkungen der mentalen auf die sportliche Leistungsfähigkeit sind enorm.

Ich persönlich hege sehr große Ansprüche an mich selbst. Es reizt mich, meiner Komfortzone zu entfliehen und am Tag X zu neuen Bestmarken vorzustoßen. Körper und Geist derart in Einklang zu bringen, dass ein Schwebegefühl einsetzt. Im Flow State, Raum und Zeit vergessend, Momente für die Ewigkeit schaffend.

Sind wir ehrlich, diese Momente sind rar. Und dennoch haben sie die Kraft, uns über einen trainingsintensiven Winter zu tragen. Vielleicht eine Hand voll dieser Erinnerungen kann ich mir bei zähen Rolleneinheiten vor Augen führen, immer in Antizipation des nächsten Erfolges. Des nächsten großen Wurfs, welcher die Gesichter meiner Liebsten mit Stolz erfüllt und unzählige Glückshormone für Tage meinen Körper durchströmen lässt.

Nach Rennen dieser Sorte fällt es leicht, sich für die nächste Trainingseinheit aufzuraffen. Als Triathlet gibt es quasi keine Ruhetage. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Doch was, wenn Erwartungen und das Ergebnis auf dem Papier auseinander fallen, es eine Niederlage zu verarbeiten gilt?

Auch Rückschläge sind Teil des Leistungssportes. Sie lassen mich zweifeln. Verletzungen in der Vorbereitung oder andere Umstände führen dazu, dass ich Dinge hinterfrage und Neid hege. Momente, in denen ich merke, dass ich Mensch und keine Maschine bin, und in denen all die Abstriche plötzlich schmerzen. Der verpasste Geburtstag, das versäumte Festival oder das in weite Ferne verschobene Praktikum. Die Mühle arbeitet.

Absurd, schließlich tue ich tagtäglich alles dafür, um am Wettkampftag mit metaphorisch gesprochen möglichst breiter Brust am Start zu stehen. Selbstvertrauen als erster und letzter Anker. Eine Eigenschaft, welche ich durch stundenlanges Training, fortschrittlichstes Material und andere Spielereien gestärkt sehen möchte. Mentale Stärke ist nicht alles, aber ohne die richtige psychologische Einstellung ist alles nichts.

All die Strapazen einer Karriere gilt es auszumerzen. Eine gesunde Balance, Wertschätzung und eine klare Benennung meiner Motive helfen mir, resilient durch das Leben zu schreiten und nicht zum Opfer meiner Emotionen zu werden. Redefine your limits, in jederlei Hinsicht.

Autor: Jannik Schaufler

August 29, 2022 — Peter Noelke - Damms